John Constable

John Constable ist am 11. Juni 1776 in East Bergholt, Suffolk geboren und am 31. März 1837 in London-Hampstead gestorben. Er war ein Vertreter der romantischen Malerei (Landschaftsmalerei) in England. Sein Werk lebt aus der Spannung zwischen genauer Naturbeobachtung (z. B. Himmels- und Wolkenstudien) und der Vernachlässigung der Linie zugunsten der Farbwirkung. Neben vielen Landschaftsbildern malte er auch Porträts, Pferde und Stillleben.

John Constable, 1796 John Constable wurde als viertes von insgesamt sechs Kindern des Ehepaars Golding Constable und seiner Frau Ann Constable in East Bergholt in Suffolk geboren. Ab 1783 besuchte er verschiedene Grundschulen und ab 1792 arbeitete er zunächst im Betrieb seines Vaters, der mit Getreide, Kohle und anderem handelte.



In seiner Jugend unternahm Constable Reisen in die umliegende Landschaft von Suffolk und Essex um amateurhafte Skizzen anzuferigen. Diese sollten später einen Großstock  seiner Kunst bilden. “Diese Szenen haben mich,” wie er selbst sagte, “zum Maler gemacht, und dafür bin ich dankbar”; “das Geräusch von Wasser, das aus Mühlendämmen entweicht, Weiden, alte verfaulte Bretter, schleimige Pfosten und Mauerwerk, ich liebe solche Dinge”. Er wurde George Beaumont, einem Sammler, vorgestellt, der ihm sein wertvolles Gemälde Hagar und der Engel von Claude Lorrain zeigte, das Constable inspirierte. Später, als er Verwandte in Middlesex besuchte, wurde er dem professionellen Künstler John Thomas Smith vorgestellt, der ihn in der Malerei beriet, ihn aber auch dazu drängte, im Geschäft seines Vaters zu bleiben, anstatt sich professionell der Kunst zu widmen.


Gegen 1794 verließ er seine Heimat und ging zusammen mit einem Angestellten seines Vaters nach Norfolk, um professionell zu zeichnen. Ab  4. März 1799 belegte er als Proband in die Royal Academy in London einige Klassen in Stillleben- und Anatomiezeichnen, wo er auch die alten Meister studierten konnte. Er lernte diese zu kopieren. In der Zeit seines Studiums ist er unter anderem von Bildern der Künstler Thomas Gainsborough, Claude Lorrain, Peter Paul Rubens, Annibale Carracci und Jacob van Ruisdael inspiriert worden. Im Mai 1802 entstanden mehrere Zeichnungen von Windsor Castle. 1803 hatte er seine erste Ausstellung in der Royal Academy. Im selben Jahr kaufte Constable ein Atelier in East Bergholt. Im Jahr 1806 entstanden Skizzen von zwei Töchtern der Familie Cobbold, welche die ersten einer Serie von über hundert Bildern werden sollten. Als Materialien verwendete er vorallem Bleistift, Tusche und Tinte sowie als Aquarell. Die Zeichnungen zeigen meist junge attraktive Frauen in häuslicher Umgebung, lesend, sich unterhaltend, schlendernd, tanzend oder posierend in anmutiger Haltung, einzeln oder in kleinen Gruppen.


Im April verbrachte er fast einen Monat an Bord der East Indiaman Coutts, die von London nach Deal segelte und dabei südöstliche Häfen besuchte. Im Jahr 1806 unternahm Constable eine zweimonatige Reise durch den Lake District.


Constable machte es sich zur Gewohnheit, den Winter in London zu verbringen und im Sommer in East Bergholt zu malen. 1811 besuchte er zum ersten Mal John Fisher und seine Familie in Salisbury, einer Stadt, deren Kathedrale und umliegende Landschaft ihn zu einigen seiner größten Gemälde inspirieren sollte.


Um über die Runden zu kommen, widmete sich Constable der Porträtmalerei und der Landhausmalerei und gelangte darüber mehr und mehr zur Landschaftsmalerei.

Ein sehr bekanntes Bild ist die The Hay Wain.

The Hay Wain 1821 wurde The Hay Wain auf der Ausstellung der Royal Academy gezeigt. Obwohl es keinen Käufer fand, wurde es von einigen wichtigen Persönlichkeiten der damaligen Zeit begutachtet, darunter zwei Franzosen, der Künstler

Théodore Géricault

und der Schriftsteller Charles Nodier. Dem Maler Eugène Delacroix zufolge kehrte Géricault von Constables Gemälde “ziemlich überwältigt” nach Frankreich zurück, während Nodier vorschlug, französische Künstler sollten sich auch an der Natur orientieren, anstatt sich auf Reisen nach Rom zu verlassen, um sich inspirieren zu lassen. Das Gemälde wurde im selben Jahr auf dem Pariser Salon ausgestellt, wo es für Aufsehen sorgten. Dort wurde es von König Charles X. Philippe mit einer Goldmedaille ausgezeichnet. Hay Wain wurde 1886 der National Gallery geschenkt.


Eines seiner bekanntesten Bilder ist daneben “Salisbury Cathedral from the Bishop’s Grounds” (Die Kathedrale von Salisbury vom Bischofsgelände aus) Kathedrale von Salisbury Es ist ein Landschaftsgemälde aus dem Jahr 1823. Dieses Bild der Kathedrale von Salisbury stellt eine der berühmtesten mittelalterlichen Kirchen Englands dar und wurde von einem seiner engsten Freunde, John Fisher, dem damaligen Bischof von Salisbury, in Auftrag gegeben. Die Version des Gemäldes von 1823 befindet sich seit seiner Schenkung im Jahr 1857 in der Sammlung des Victoria & Albert Museum in London.


 Die Romantik

Mit Beginn des 19. Jahrhunderts richtete sich das Interesse des Publikums verstärkt auf die Landschaftsmalerei. Angeregt durch Schriften Jean-Jacques Rousseaus, in denen eine neue Sensibilität für die Natur und deren Wirkung auf die seelische Verfasstheit des Menschen erkennbar ist, sahen Dichter und Künstler der Romantik in der Natur einen Quell leidenschaftlichen Gefühls und eine metaphysische Dimension. Nach der Infragestellung von überkommenen Glaubensgewissheiten im Zeitalter der Aufklärung suchten Maler wie Caspar David Friedrich in der Natur und der Landschaft einen transzendentalen Bezug. Nach dem Verlust alter Ideale sollte es Aufgabe der Kunst sein, Utopien sichtbar zu machen und ein neues Leit- und Idealbild herzustellen. Als beispielhaft gilt hier sein Tetschener Altar von 1808, der in literarischen und philosophischen Kreisen eine heftige Grundsatzdebatte über eine mögliche religiöse Funktion von Landschaftsbildern auslöste. Romantische Landschaften zielen auf die Auslösung emotionaler Prozesse, auf eine Bildmagie, die einen inneren Dialog zwischen Betrachter und Bild bewirken soll.