Den Spartiaten (Sparta) wird nachgesagt, dass sie sich einer ungemein strengen und harten Erziehung zu unterwerfen hatten. Ihnen waren die kriegerischen Erfolge der Alten Griechen zu einem Großteil zu verdanken und sie galten als eine, wenn nicht die Elite der griechischen Streitkräfte. Sollte es sich bei den Gemeinschaften der Menschheit so verhalten, dass auf eine Periode der ‚Barbarei‘ eine solche der Kultur folgt, welcher wiederum eine Zeit der Dekadenz zu folgen hat, sodass sich ein sprichwörtliches Rad des Fortschritts weiter drehen kann?
Der französische Journalist und Staatsmann Georges Clemenceau (1841 bis 1929) sagte einmal über die Vereinigten Staaten von Amerika, dass diese den Weg einer Entwicklung von ‚der Barbarei zur Dekadenz ohne Umweg über die Kultur‘ genommen haben, was bedeuten würde, dass nicht zwingend eine bestimmte Reihenfolge in der Entwicklung einer Gemeinschaft eingehalten werden müsse. Auch ich tendiere zu dieser Ansicht, da es wohl außer Zweifel steht, dass nicht jegliche je existierenden Gemeinschaft den Weg zu einem Kulturvolk schafften, was auch immer man heute darunter versteht oder in der Vergangenheit verstand und zukünftig darunter verstehen wird.
Was macht nun die Dekadenz Europas beziehungsweise der ‚Westlichen Welt‘ aus? Wir selbst lassen uns gerne weltoffen, demokratisch und fortschrittlich nennen, doch was hat das eigentlich zu bedeuten?
Fortschritt. Ist dieser Begriff stets ausschließlich positiv zu bewerten? Könnte es nicht sein, dass wir uns von etwas Gutem, Positivem fortbewegen/fortschreiten, hin zu etwas Negativem? Was macht denn unsere heutige, ‚moderne‘ Lebensweise aus? Rücksichtslosigkeit, Gebrauch von Ellbogen, Egoismus – dies sind Begriffe, welche man uns in der restlichen Welt gerne vorhält und mit welchen man uns beschreibt.
Ich selbst, der bereits in jungen Jahren einen nicht unbeträchtlichen Teil der Welt bereisen durfte, kann dieser Einschätzung keineswegs widersprechen. Wir sind stolz auf unsere Wirtschaft, unseren Kapitalismus, der im Grunde nichts anderes ist, als ein Ausbeuten und ein Betrügen Anderer, Schwächerer, die sich bislang nicht dagegen wehren (können). Diese Anderen kommen nun immer näher und drohen, uns zu erdrücken, denn wenn außerhalb unserer Länder Niemand mehr da ist, der betrogen werden kann, werden sich unsere Betrüger uns selbst vornehmen müssen, denn nur so kann das System funktionieren. Gibt es ein Ende, zu welchem man diesen Gedanken fortsetzen kann? Wenn wir es geschafft haben, die ganze Welt zu verarmen – was dann? Wem wollen die Wirtschafts-Magnaten dann noch ihre Waren verkaufen, um weiterhin gut zu verdienen? Wird dann der Große Krieg kommen, um Platz zu schaffen und ‚unnütze Esser‘ zu beseitigen?
Ein Hohn ist, dass gerade nach einem solch großen Krieg wieder Menschen gefragt sein werden, die mit ihren Händen zupacken können und nicht Diejenigen, die davon lebten, zu spekulieren und Anderen das Brot zu stehlen.
Dieser Gedanke sollte auch heute bereits Denjenigen klar sein, welche so eigennützig operieren, weshalb man sich getrost fragen kann, ob dies alles etwa durchdacht sein kann oder doch nur ein Auswuchs grenzenloser Dummheit ist. Eine andere Sache wäre es hingegen, sollte eine relativ kleine Gruppe Urheber solcher Pläne sein und sich in einem fernen Winkel der Welt in Sicherheit wähnen. Diese Gruppe wäre bigott genug, Politiker und Wirtschafts-Magnaten, die sich bis dato einbilden, zur Elite der Menschheit zu gehören, zu ihrem Zweck zu benutzen und mit dem Rest der Menschheit untergehen zu lassen. - Doch wo könnte eine solche elitäre Gruppe wohl ein sicheres Domizil finden? Hier auf unserem Planeten, auf dem nach einem allumfassenden Krieg mit großer Sicherheit alles nuklear verseucht und auch sonst verwüstet und somit ‚unbewohnbar‘ wäre? Wollten sie für lange Zeiten in irgendwelchen geschützten Bunkern ausharren, um dann an die Oberfläche zu kriechen und aus dem Nichts wieder zu beginnen?
Wie auch immer – mir scheint alles wenig bis nicht durchdacht, denn selbst ein bis dato höriges ‚Gefolge‘ der Eliten könnte – statt mit der ihnen zugedachten Arbeit zu beginnen – gegen die ‚Herren‘ aufstehen und somit die (ohnehin schrägen) Pläne zunichte machen. Was auch immer der Grund des gegenwärtigen Verhaltens einer eingebildeten ‚Elite‘ sein mag, gesunder Menschenverstand kann nicht dahinter stecken, denn selbst, falls ein Plan für einen begrenzten Krieg vorläge, so kann dies doch ausarten und zu einem ‚unbegrenzten‘ solchen werden.
Es steht wohl außer Zweifel, dass auf diesem Planeten zu viele Menschen leben – doch wem haben wir dies zu verdanken? Eben den gleichen Eliten! Erinnern wir uns zurück an die Zeit, in der Inder und Chinesen eine Geburtenkontrolle einführten. Wie wurde auf Seiten des ‚Westens‘ geschimpft und gespottet und (zumindest im Fall der Chinesen) versucht, das Ganze schlecht zu reden.
Besserwisserisch gaben wir Ratschläge und sonnten uns in unserer intellektuellen und moralischen Überlegenheit. Geburtenkontrolle wurde als ein Eingriff in die freie Selbstbestimmung des Menschen verurteilt und im Gegenzug alles getan, dass moderne Medizin und Technik jegliches Leben rettete, welches von der Natur zum Scheitern verurteilt wäre. An sich ein löblicher Gedanke, sofern wirklich die Moral dahinter gestanden hätte und nicht die bloße Gier des Geldverdienens. Dass Letzteres der Fall war, ist heute klar ersichtlich am menschenverachtenden Gehabe der ‚Eliten‘, welche die Masse der Menschen heute nur noch als lästig und störend empfindet.
Weltoffen. Sind wir wirklich weltoffen, oder nutzen wir auch diesen Begriff nur, um das zu erhalten, was wir wünschen? Weltoffen bedeutete in der Kolonialzeit, dass westliche Mächte offen waren, sich alles anzueignen in der Welt, wozu sie aus militärischen Möglichkeiten in der Lage waren. Weltoffen bedeutet heute, anderen Nationen Vorschriften zu machen, sie in ihrem Lebensstil zu beeinflussen und – sofern sie nicht zu Willen sind – mit Kriegen zu überziehen. Das eigene Territorium zu öffnen fällt uns hingegen doch unverhältnismäßig schwer.
Demokratisch. Was soll man zu diesem Schlagwort noch sagen? Im Sinne des Wortes sollte der Begriff einmal die Herrschaft des Volkskörpers versinnbildlichen, was bedeutete, dass nicht eine Elite ihre Vorherrschaft gar vererben und nach Belieben missbrauchen sollte. Was sich heute jedoch in unserer Politik abspielt, ist mehr als ein Trauerspiel zu nennen. Wirtschafts-Magnaten und Angehörige der Politik waschen sich gegenseitig die Hände und halten sich die Steigbügel mithilfe williger Vertreter von Presse und Justiz. Korrupte Politiker oberer Ränge können nur schwer (falls überhaupt) ihrer Ämter enthoben werden und sehen sich veranlasst, nach Belieben zu walten und schalten, ungeachtet dessen, was sie vor und während der Wahlkämpfe versprachen.
Ein Apfel wird im übertragenen Sinn nicht mehr ein Apfel genannt – und ein Großteil der Menschen lässt sich diese Art von Manipulation und Trickserei gefallen, ohne auch nur im Geringsten zu hinterfragen. Ist dies lediglich ein Zeichen einer Bequemlichkeit, die ausdrücken soll, man verstehe ohnehin nicht, worum es in der heutigen Politik geht oder will sich der Mensch – wie auch zuvor leider nur allzu oft – mit Nichtwissen und Nichtverstehen herausreden können, wenn alles wieder einmal schief gelaufen ist? Gerade die Deutschen sind ja leider in dieser ‚Disziplin‘ tragische Meister. Nach Kriegsende und Ende der NS-Zeit waren die sogenannten Nazis einfach verschwunden. Der Rest der Bevölkerung hatte damit ‚nichts zu tun gehabt‘ oder ‚nichts gewusst.‘ Dasselbe nach dem Mauerfall: Einst stramme Sozialisten/Kommunisten waren nur noch Opfer des bösen DDR-Regimes und hatten schon immer insgeheim nichts von diesem undemokratischen System gehalten.
Ergebnisse unserer Dekadenz sind Kinder in bitterer Armut, Obdachlose auf unseren Straßen, Arbeitslose, Rentner, die ihr Leben lang arbeiteten und nunmehr nicht wissen, wie sie mit ihrer kargen Rente bis zum Monatsende auskommen sollen, junge Menschen, die gerade von der Schule abgegangen sind oder abgehen und keine Vorstellung haben, ob und wann sie denn eine Lehrstelle oder einen Arbeitsplatz und somit ein Ein- und Auskommen zur Verfügung haben werden. Dies alles zu Zeiten, in welchen bestimmte Gruppen reicher und reicher werden, durch die Welt jetten und mal gerade eben schnell nach London oder Paris zum Frühstücken fliegen, um ihrer Langeweile zu begegnen. Zu Zeiten, in welchen Politiker sich die Freiheit nehmen, anderen Staaten mit Krieg und Sanktionen zu drohen, sollten sie ihnen nicht zu Willen sein.
Fortsetzung folgt...
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