Wer sich mit 3DDruck beschäftigt und Umweltbewusst leben möchte, wird sich früher oder später mit einem Problem befassen: Wohin mit den ganzen Fehldrucken, Prototypen, Supports, Brims, Skirts und nicht mehr genutzten Objekten? Im kommunalen Recyclingsystem werden die Drucke aus den gängigen Materialien - soweit mir bekannt – nicht genutzt und somit thermisch verwertet.
Mit viel Glück gibt es vielleicht eine Recyclinginitiative wie z.B. Precious Plastic in der nähe, die Druckreste annehmen, das aber in der Regel in sehr begrenzten Mengen.
Es gibt auch Recyclingkits zu kaufen um selbst neues Filament zu produzieren (oder Anleitungen zum selbst bauen), jedoch erscheint mir hier der Preis und/oder Aufwand der Anschaffung für den Nutzen zu hoch, im Hobbygebrauch. Für eine offene Werkstatt / Hackerspace und den gemeinsamen Gebrauch wäre die Hürde der Anschaffung zwar kleiner, jedoch bleibt der Prozess des diy Recycling in brauchbares Filament aus meiner Sicht fraglich. Es ist meistens sehr langsam und die Qualität des Produkts ungewiss.
Vor einiger Zeit bin ich dann auf die “Recyclingfabrik” aufmerksam gemacht worden. Die Firma hat es sich zur Aufgabe gemacht, 3DDruck Reste professionell in großem Stil in neues Filament zu recyceln. Kunden können ihre Reste kostenlos per Paket einschicken (Label per Mail) und bekommen dafür in einem Punktesystem einen Rabatt für die Bestellung im Onlineshop.
Aktuell wenden Drucke und Reste der Materialien PLA und PETG angenommen, sowie leere unbeschädigte Spulen. Die Sortierung nach Material, also PLA und PETG getrennt verpacken z.B. in Plastikbeutel getrennt im Paket, wird erwartet. Eine Sortierung nach Farben ist nicht notwendig – freut die EmpfängerInnen aber. So werden pro kg eingesendetes Material 100 Punkte (2 €) auf das Kundenkonto gut geschrieben, sofern das Material sortiert ist und nicht verschmutzt mit Staub, Kleber, Farbe oder ähnlichem. Ansonsten gibt es entsprechend weniger Punkte gut geschrieben. Für leere Spulen gibt es 10 Punkte (20 Cent).
Beim einkaufen im Onlineshop kann anschließend bis zu 25% des Warenkorbwerts mit den erworbenen Punkten bezahlt werden.
Den Preis des (unrabattierten) Filaments von 24 €/kg rPLA sowie den wert der Punkte für das eingeschickte Material finde ich fair, besonders wenn ich den Mehraufwand bedenke, der im Vergleich zur Produktion mit neuem Granulat entsteht.
Aktuell ist im Shop nur rPLA erhältlich, also recyceltes PLA und kein PETG. Außerdem gibt es derzeit nur die „MX“ Variante, was „Ein Mix von Industrie (Verpackungsabfällen) und Rücksendungen“ ist, also nicht aus 100% recycelten 3DDrucken. Das gab es aber schon, und wird es sehr wahrscheinlich auch bald wieder geben, ist wohl eine Frage der Kapazität des noch jungen Unternehmens.
Qualität des Filaments:
Ich habe mir nach meiner Einsendung und der Gutschrift meiner Punkte ein paar Rollen rPLA bestellt. Bisher habe ich zwei Modelle von einer Rolle gedruckt, meine Erfahrungen sind daher weit entfernt von einer aussagekräftigen Testreihe, aber doch ausreichend für eine erste Einschätzung. Die Filamentrollen kommen zwar nicht vakuumverpackt, aber verschweißt in den üblichen Plastikbeuteln – die Rollen sind ebenfalls wiederverwendet.
Anstatt eines Silica Papierpäckchens, befindet sich in den Tüten ein kleiner gedruckter Behälter dafür, der wohl ebenfalls wieder eingeschickt werden kann.
Erfahrung für rPLA MX (Farbe Tropfende Kerze):
Die Druckqualität bei der empfohlenen Temperatur würde ich durchaus als GUT bezeichnen und kann mit gängigen Markenherstellern mithalten, auch das Stringing-Verhalten würde ich als normal beschreiben. Mit dem Durchmesser hatte ich bisher auch noch keine Probleme, das würde bei so vielen Bowden Tubes am Prusa MMU nämlich schnell auffallen. Zwei kleine negative Punkte habe ich bemerkt, die ich nicht verschweigen möchte: Am Filament befindet sich ein wenig Staub (durch statische Anziehung), das ist nicht Perfekt, aber noch in vertretbarem Maße und nach meiner Einschätzung unproblematisch zum drucken (habe ich schon deutlich schlimmer gesehen). Außerdem riecht das Filament beim drucken relativ stark im Vergleich mit anderem PLA, ich gehe aber davon aus, dass das dem Recyclingprozess geschuldet ist und sich da nicht viel verändern lässt.
Hier noch der Link zu meinem Tread auf Mastodon
Disclaimer: Dies ist ein privater Erfahrungsbericht, ich habe in keiner Weise Zuwendungen erhalten für das verfassen dieses Artikels. Erfahrungszeitraum: Dezember 2022
Comments
January 20, 2023 09:19
Conduent Connect
January 23, 2023 06:19
The two classic types of 3D printer filament, ABS and PLA, aren’t recycled by most curbside municipal recycling programs.
January 24, 2023 03:53
@Thurstonds Thank you for response. RealcompOnline
January 23, 2023 06:37
Bumped into your thread. My Ascension