Sonntag

Jeden Tag - 3

Heute starten die Konfirmationen in der evangelischen Kirche. In unserem Freundeskreis sind auch einige Heranwachsende dabei. Die FamS* ist als Wunschpatin sogar mit zur Kirche gegangen. Wunschpatin ist sie deshalb, weil es zwar eine Patin gibt, die sich aber nicht um das Patenkind kümmert. Deswegen hat der junge Mann die FamS auserkoren. Das ist nicht abwegig, sind unsere Familien schon viele Jahre eng befreundet und unsere Kinder zusammen in den Kindergarten gegangen.



Die Kirche hier hat die Termine aufgeteilt und nur eine bestimmte Personenzahl für die einzelnen Familien zum Gottesdienst zugelassen. Das ist gut so. Die Pandemie ist nicht vorbei. Aber vermutlich ist das wirkungslos, da die Kinder auf dem Schulweg und in der Schule dem Infektionsgeschehen eh mehr oder weniger ausgesetzt sind. Immerhin versucht die Kirche ein Mindestmaß an Schutz für die Teilnehmer herzustellen.



Da ich den jungen Mann kenne, der heute seine Konfirmation erhält, wundert mich seine Lebensplanung ein wenig. Wundern in dem Sinne, dass ich denke, dass nicht viele junge Männer Theologie und Latein als Studium wählen. Kann sein, dass ich mich da schwer irre, aber das fühlt sich ein wenig aus der Zeit gefallen an. Auf der anderen Seite wundert es mich bei ihm eigentlich nicht. Er hatte von frühester Kindheit an mit einigen Krankheiten zu kämpfen. Zudem musste er sich immer alles selber erarbeiten, während seinen Geschwistern viele Dinge einfach zufielen.



Das äußerte sich beim ihm in einer Art Jähzorn. Oftmals konnte er sich nicht beherrschen und rastete einfach komplett aus. War schnell überfordert und überreizt. Er kam vom Sport nach Hause und alle wussten, dass er jetzt unbedingt seine Ruhe braucht. Manchmal ist das heute noch so, aber schon lange nicht mehr so schlimm wie früher.



Deswegen denke ich, dass Theologie und Latein die Dinge sind, die ihn erden. Da ist nichts, was ihn schnell überfordert. Latein lernen liegt im anscheinend und Theologie will er studieren, weil er Religionslehrer werden möchte. Ja, warum auch nicht. Wenn es für ihn passt und er sich gut dabei fühlt, gibt es keinen Grund hämisch zu reagieren. Wie ich oben schon schrieb, bin ich verwundert, aber aus anderen Gründen.



*FamS: Frau an meiner Seite. Das nutze ich so, weil ich den Besitz beanspruchenden Ausdruck „Meine Frau“ vollkommen daneben finde. Sie gehört mir ja nicht, sondern hat sich entschlossen mit mir ihr Leben zu verbringen. So wie ich mit ihr.